VW verletzt das Vertrauen von Millionen
Was war das nur für eine Meldung, die in den letzten Tagen über die Medien bekannt wurde. VW soll in den Vereinigten Staaten in Dieselmotoren eine Software verwendet haben, die den Abgasausstoß nach unten korrigiert. Notwendig war dies wohl, weil in den USA besonders strenge Vorschriften für die Abgase von Dieselfahrzeugen gelten (Dies ist im übrigen eine Meldung, die verwundert, ging man doch früher immer davon aus, dass die Amis die Abgase mit ihren Monstermotoren nur so rausblasen).
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Stein des Anstoßes ist offenbar der Stickoxidausstoß der Dieselmotoren.
Wer sich im Fahrzeugportfolio von VW umschaut, der stellt schnell fest, dass Volkswagen vor allem bei Dieselmotoren eine breite Fahrzeugpalette vorhält. Galt der Diesel vor einem Jahrzehnt noch durch die Bank als Drecksschleuder, war es vor allem Volkswagen, die dem Diesel an sich zu einem neuen Image verholfen haben. Nun steht der Diesel als Antrieb bei Vielen glänzend da, nur um VW muss man sich nun Sorgen machen. Offenbar trickste das Unternehmen mit einer Software in der Motorsteuerung, um die rigiden Abgastests in den USA zu bestehen. Für den deutschen Vorzeigekonzern ein Undingen und ein handfester Skandal. Zwar kann man nicht von einer den Staat betreffenden Krise sprechen , doch verwundert es nicht, dass selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Sache absolute Transparenz und Aufklärung einfordert.
Millionen Deutsche sind von VW enttäuscht, was der freie Fall der VW Aktie an der Börse in den letzten Tagen deutlich machen konnte. Und auch der Versuch von Dr. Martin Winterkorn, sich öffentlichkeitswirksam zu entschuldigen, dürfte das auf einen Schlag ramponierte Image nur schwerlich wieder korrigieren können. So hält er in nachfolgend präsentierter Videobotschaft fest:
„Die Unregelmäßigkeiten bei Diesel-Motoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle Antworten auf alle Fragen. Aber wir sind dabei, die Hintergründe schonungslos aufzuklären. Dazu kommt in diesen Stunden alles auf den Tisch. So schnell, gründlich und transparent wie möglich. Dazu arbeiten wir weiter eng mit den zuständigen staatlichen Stellen und Behörden zusammen. Diese schnelle und umfassende Aufklärung hat höchste Priorität. Das sind wir unseren Kunden, unseren Mitarbeitern und der Öffentlichkeit schuldig. Um es klar zu sagen: Manipulieren und Volkswagen – das darf nie wieder vorkommen[..]” vgl. Videostatement Dr. Winterkorn vom 22.9.2015.
Videostatement von Prof. Dr. Winterkorn vor seinem heutigen Rücktritt.
Martin Winterkorn scheint sich bewusst zu sein, dass VW das Vertrauen von Millionen Autofahrern und VW-Fans zerstört hat. Zwar scheint in Deutschland der Skandal etwas dramatisiert erscheinen, doch muss festgehalten werden, dass es sich hierbei nicht um eine Bagatelle handelt. Wer einmal derart gezielt manipuliert, dem lässt sich leichtfertig unterstellen auch in anderen Bereichen des Konzerns zu schummeln, belügen und zu betrügen. Der VW-Karren hat einen riesen Kratzer. Mit dem Rücktritt von Martin Winterkorn bleibt dieser Schaden weiterhin bestehen. Letztlich muss man einsehen, dass in einem Konzern mit rund 600.000 Mitarbeitern nicht nur ein Mann für den flächendeckenden – wenn man so will – Betrug am Kunden verantwortlich zu machen ist. Da müssen mehr “Köpfe rollen”. Ganz so, wie Kanzlerin Merkel es angekündigt hat, ist eine lückenlose Aufklärung zu befürworten. Und die muss weitreichender sein und mehr Konsequenzen aufweisen, als nur den Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden.
Rücktrittsmitteilung Winterkorns von Bertholt Huber, Vorstand des Aufsichtsrats VW
Winterkorn bestreitet jede Kenntnis vom Abgasskandal. In Deutschland ist es aber in der Regel so, dass jemand die Verantwortung für den Skandal übernehmen muss. Ob schuldig oder nicht, es gilt die Devise: Der Chef muss wissen, was im Betrieb passiert, weiß er das nicht, ist dies ebenfalls ein Rücktrittsgrund. Wirtschaft ist kein Ponyhof. Und vor allem ist sie nicht immer fair. Nicht immer die Besten kommen weiter, sondern die, die sich beim Schummeln nicht erwischen lassen.
Dazu muss man nicht auf Konzerneben schauen, dies gilt nicht selten schon für Mitarbeiter in der Bäckerei.