Der Bulli von Skoda, der SKODA 1203 wird 50
Wenn wir uns als Handwerker, Hobbyfreund oder aus sonstiger gewerblicher Perspektive den Automobilmarkt anschauen, dann bleiben uns in Bezug auf gute Automobiltransporter nicht viele Automobilmarken, die für die Herstellung von günstigen aber verlässlichen Autos bekannt und beliebt geworden sind. Umso mehr dürfte es überraschen, dass die in Deutschland so beliebte Herstellermarke Skoda in „früher Vorzeit“ ebenfalls Hersteller eines verlässlichen Transporters war. Skoda fertigte vor einem halben Jahrhundert den SKODA 1203 mit Frontlenker-Karosserie und damit ein Kultmobil in den sozialistischen Gefilden. Der SKODA 1203 ist dort heute in Teilen noch bei Sammlern so begehrt, wie bei uns der T1 von VW. Allerdings erzielt er nicht so hohe Verkaufspreise.
Inhaltsverzeichnis
Der SKODA 1203 gehört zur Popkultur seiner Heimat
Nichtsdestotrotz gehört der Transporter dank zahlreicher Auftritte in beliebten tschechoslowakischen Filmen und TV-Serien fest zur Popkultur seiner Heimat.
Die Geschichte des SKODA 1203 spiegelt viele Besonderheiten der zentral gesteuerten Planwirtschaft in der Tschechoslowakei der Nachkriegszeit wider. Bereits in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre startete in Vrchlabí die Entwicklung eines leichten Nutzfahrzeugs mit fortschrittlicher selbsttragender Karosserie im praktischen One-Box-Design – doch erst 1968 begann die Produktion. Seine Premiere feierte der SKODA 1203 am 14. September 1968 auf der Internationalen Maschinenbaumesse in Brünn. Das Debüt stand im Schatten der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Armeen von fünf Staaten des Warschauer Pakts, die am 21. August 1968 als Reaktion auf die Freiheitsbewegung des ‘Prager Frühlings’ einmarschiert waren. Als einzige Neuerscheinung der heimischen Automobilindustrie sorgte der SKODA 1203 dennoch für großes Aufsehen.
Kleintransporter im One-Box-Design
Im Werk Vrchlabí entstanden in den späten 1950er-Jahren die leichten Nutzfahrzeuge SKODA 1201 und 1202. Allerdings basierten sie auf Pkw-Modellen und boten daher nur beschränkten Laderaum und Nutzlast. Auch ihr Zentralrohrrahmen galt als nicht mehr zeitgemäß. So begannen die Ingenieure im Frühling 1956 mit der Entwicklung eines modernen Kleintransporters. Vom Anfang an verfolgten sie ein Frontlenker-Karosseriekonzept, bei dem der Motor auf Höhe der Vordersitze platziert ist. Der Transporter besitzt also keinen vorstehenden Motorraum – was heute als One-Box-Design bezeichnet wird. Dieses Konzept ermöglichte eine optimale Nutzung des umbauten Raums. Die Karosserie des SKODA 1203 war selbsttragend, kam also ohne den bis dahin üblichen Rahmen aus. Da für das gesamte Modellprogramm möglichst viele Gleichteile benutzt werden sollten, erhielt der SKODA 1203 zahlreiche bewährte Komponenten anderer Modelle der Marke. Der 1.221 ccm große OHV-Vierzylindermotor etwa wurde aus dem 1202 abgeleitet und leistete 49 PS (39 kW). Die Cockpitinstrumente und die Rückleuchten wiederum stammten unverkennbar vom SKODA 1000 MB. Die hohe Nachfrage nach dem beliebten Stufenheckmodell 1000 MB im In- und Ausland führte dazu, dass ab Mitte 1967 der Motorenbau für den 1202 und den kommenden 1203 sukzessive vom SKODA Stammwerk Mladá Boleslav zum Unternehmen Kovosmalt im slowakischen Trnava verlagert wurde, das dann in Trnavské automobilové závody (Automobilwerke Trnava) umbenannt wurde.
Großer Anwendungsbereich: Vom Krankentransporter bis zum Werkstattfahrzeug
Die Serienfertigung des SKODA 1203 startete am 20. November 1968 im umfassend modernisierten Werk Vrchlabí, parallel zu dem bis 1973 gebauten Vorgänger 1202. Zunächst wurde der SKODA 1203 ausschließlich als Kastenwagen ausgeliefert. Bei kompakten Außenmaßen von 4.520 mm Länge, 1.800 Breite und 1.900 mm Höhe bot er einen 5,2 Kubikmeter großen Laderaum. Die erlaubte Nutzlast entsprach mit beachtlichen 950 Kilogramm fast dem Leergewicht von 1.170 Kilogramm. Als Höchstgeschwindigkeit wurden 90 km/h angegeben, der Verbrauch – damals gemessen bei konstanten 60 km/h – lag bei 11 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Eine Blechwand mit Sichtfenster trennte die zweisitzige Fahrerkabine vom Laderaum. Eine breite seitliche Schiebetür an der rechten Seite sowie die horizontal geteilte Heckklappe gaben einen großzügigen und flexiblen Zugang zum Laderaum frei.
Einstellung der Produktion: 1981
Die Produktion des SKODA 1203 endete nach 69727 gebauten Fahrzeugen im Jahr 1981. In den Automobilwerken in Trnava in der Slowakei wurde der Allround-Transporter mit vielen technischen Optimierungen noch bis in die zweite Hälfte der 1990er-Jahre weitergefertigt.